Spätestens in den 1930er Jahren war das Skifahren von einer zu Beginn verlachten, von einigen »Spinnern« und »Narren« ausgeübten Fortbewegungsart zu einem voll und ganz aktzeptierten, die Massen - ob nun Zuschauer oder Aktive - begeisternden Sport geworden. Mit dieser Entwicklung einhergegangen war auch die Kommerzialisierung des Sportbedarfs. Ob Bekleidung und/oder Ausrüstung, was nur wenige Jahrzehnte zuvor noch schwer zu erwerben oder schlicht nicht existent war, konnte nun in jeder größeren Stadt in Fachgeschäften eingekauft werden: ein Markt für Skisportbedarf war entstanden. Manch einer der Pioniere, die ihre ersten Ski noch aus Norwegen bezogen hatten, begann in Zusammenarbeit mit Wagnern, Spenglern und anderen Holzverarbeitungskundigen selbst Ski zu bauen, Schuhfabriken nahmen Skistiefel in ihr Sortiment auf, und Bekleidungsfabriken erstellten immer bessere und bequemere, wetterfeste Sportmoden.
Auch die im Jahr 1842 von Tuchmacher Johann Georg Frey in der Adalbertstraße in München gegründete Firma Lodenfrey, die für ihren wasserabweisenden Lodenstoff auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1855 eine Goldmedaille verliehen bekam, bot in ihren Geschäften Wintersportkleidung und Ausrüstung an. Ein wunderbares Beispiel für die gesamte damals erhältliche Produktpalette ist in gezeigtem Lodenfrey-Katalog aus den frühen 1930er Jahren zu sehen.
Eingangs wird voll Stolz darauf hingewiesen, daß Lodenfrey die deutsche Olympiamannschaft des Jahres 1928 für St.Moritz einkleidete, die deutsche Skimannschaft der 2. akademischen Weltwinterspiele in Davos 1929 in Lodenfrey antrat, und dass Skiklubs und Bergwacht, alpine Sektionen und Landespolizei als auch sonstige Angehörige staatlicher und städtischer Behörden in Lodenfreys Stoffen Sport und Dienst versahen.
Eine weitere interessante Frage beantwortete die Durchsicht des Kataloges: seit wann gibt es eigentlich »Keilhosen«? Den Meisten ist dieser Skihosentyp bekannt als der absolute Moderenner der 1950er Jahre, doch stellte sich bei der Durchsicht der Unmengen an Bildern heraus, daß die Keilhose schon in den 1930ern Jahren einen festen Platz in der Skimode hatte. Auf Bild Nr 6, Lodenfrey-Katalog Seite 3, werden bereits 2 Keilhosen angeboten.
Sie können den kompletten Lodenfrey-Katalog nun hier ansehen. Ob Skibekleidung oder Ausrüstung, Seite für Seite wird das gesamte Angebot für den Bedarf des Wintersports zu Beginn der 1930er Jahre gezeigt. Ski, Bindungen, Skistöcke und weiteres Zubehör, Rucksäcke, Zelte, Eispickel und und und. Auch die Beilagen des Kataloges sind interessant: zum Beispiel die Empfehlung von »Knuppenklister«, ein Skiwachs nach norwegischem Geheimrezept, importiert en gros von...Willy Bogner!
Hinweis: Nach Absprache mit der Firma Lodenfrey darf ich den Katalog im Rahmen meiner Ski-Mode-Geschichte hier präsentieren. Das PDF ist allerdings so eingestellt, daß es weder kopiert noch gedruckt werden kann und auch nicht darf.
Katalog-PDF
Lodenfrey ist bis heute ganz vorn dabei. War damals das Skimodeangebot immer vom Modernsten, so gibt es auch heute immer wieder tolle Produkte: Wie wäre es mit einem beheizbaren Lodenmantel? oder eine Multimedia Tracht, mit der man Musik hören und telefonieren kann?
Auf dem einstigen Firmengelände befindet sich heute der »Lodenfrey-Park«.