»In Mürren im Berner Oberland hat der bewährte Schweizer Trainer Arnold Glatthard die deutschen alpinen Olympia-Kandidaten für Oslo unter seine Fittiche genommen. Mit dem gleichen Eifer, wie viele andere europäische und auch Mannschaften aus Übersee, die in den verschiedensten Gegenden der Alpen trainieren, ist die deutsche Mannschaft im Training, das selbst an Feiertagen nicht unterbrochen wurde. Arnold Glatthard stellte vor allem bei den Damen einige Fortschritte fest.
(Rechts oben) der Deutsche Abfahrtsmeister Karl Maurer, der ebenfalls gut in Form gekommen ist. Rechts unten die Deutsche Nachwuchsläuferin Marianne Seltsam.«
Dieser Text klebte an den drei zusammenhängenden Foto., er liest sich im Stil sehr wie ein Pressetext. Ein Fotograf ist nicht angegeben.
Das Foto 1 zeigt den Trainer als aufmerksamen Beobachter am Hang. Seine Haltung lässt die Beinweite und den Schnittverlauf der damals üblichen Keilhose sehr gut erkennen: Das obere Bein ist bis zum Knie sehr weit geschnitten, ab Knie läuft die Hose schmal zu und wird durch einen Steg im Stiefelgehalten. Die Weite des Beines wurde benötigt, da sich wirklich gute Stretchfasern noch in der Entwicklung befanden, engere Hosen ohne die erforderliche Dehnfähigkeit hätten die Bewegunsfreiheit eingeschränkt.
Auf Bild drei der etwas über knöchelhohe Skistiefel. Zum Ende des Jahrzehnts waren die modernsten Modelle bereits höher geschnitten, was den Knöcheln mehr Halt und Schutz bieten sollte.
Bild vier: der übliche Taschenverschluss war inzwischen ein Reißverschluss. Die dekorativen Metallreißer begannen längst die vorher gebräuchlichen knöpfbaren Klappentaschen immer weiter zu verdrängen. Sie waren praktischer zu benutzen und verschlossen die Tasche vollständig vor Eindringen des Schnees.
Die nach der Währungsreform 1948 wieder eingetretene Verfügbarkeit sämtlicher Nahrungsmittel und Gebrauchsgüter, nicht zuletzt moderner Skibekleidung bedeutete keinesfalls, das jeder sie nun trug. Nicht einmal alle Sportler konnten sie sich leisten: Der deutsche Abfahrtsmeister Karl Maurer ( 1925 - 2014 ) trägt auf Bild fünf die einst so beliebte Norwegerhose oder auch Überfallhose aus dickem Wollstoff, der weite pumphosenartige Schnitt war typisch für die 1930er Jahre. Das Flicken, Umarbeiten und Auftragen von Kleidung, bis die Stücke wirklich »durch« waren, war damals allgemein üblich, es wurde nichts leichtfertig verschwendet oder weggeworfen.
Das Foto bietet der Fantasie Raum für Spekulationen: Hatte Karl vielleicht bereits eine moderne Keilhose und trug die gute alte Norweger im Training, um die schnittigere Neue für die Rennen aufzusparen? Auch und gerade auf der Olympiade will man schließlich nicht im altmodischen Beinkleid abfahren, es war nicht nur unmodern geworden, längst hatte man erkannt, das schmalere Beinweiten für ein höheres Fahrtempo sorgen.
Frau Seltsam trainiert in Keilhose und Anorak, selbiger mittig geschlossen mit einem Metallreissverschluss. Ihr Hosenmodell wirkt optisch schmaler als das ihres Trainers.
Wer waren die Skiläufer auf diesen Bildern?
Arnold Glatthard, geb.16.Juni 1910; verstorben 23.Nov. 2002 Meiringen
Skiläufer, Skitrainer und Bergführer
Marianne Seltsam, geb.6. Mai 1932 in Tegernsee; verstorben 6. Februar 2014 Gmund am Tegernsee
Karl Maurer, geb. 1925; verstorben 2014 Nachruf